Moin ihr Bremsenschrauber.
Ich weise ja gerne auf die oben stehende Beschreibung meiner alternativen Methode hin, wenn das Thema Füllen & Entlüften mal wieder auftaucht. Jetzt hatte ich einige Rückfragen dazu, die ich hier für Alle beantworte.
Die beschriebene Methode funktioniert selbsverständlich auch bei separaten Bremsflüssigkeitsbehältern wie zum Beispiel an hinteren Bremsen. Wichtig ist immer, dass das Schlauchende in der Flüssigkeit ist und keine Luft bekommt.
Entlüftungsschläuche aus PVC mehrmals zu benutzen ist nicht empfehlenswert, weil sie durch die Einwirkung der Bremsflüssigkeit nach einiger Zeit so weich werden, dass sie nicht mehr auf dem Stutzen der Entlüftschraube haften.
Übrig gebliebene Bremsflüssigkeit im Originalbehälter würde ich nicht ohne Prüfung des Wassergehalts in das Bremssystem einfüllen. Schon garnicht, wenn sie bereits einige Jahre alt ist. Im Gegensatz zur Bremsanlage, die unter der Membrane nur eine sehr kleine Luftblase hat, ist im Behälter meist viel Luft, deren Wasseranteil in die Flüssigkeit gelangt sein kann. Dasselbe gilt für die Bremsflüssigkeit, die von einem herkömmlichen Entlüftungsvorgang im Marmeladenglas oder der Vakuumpumpe zurück geblieben ist. Lieber messen vor der weiteren Verwendung.
Bremsflüssigkeitstester kosten heute nicht mehr viel und sind schon nach einer einzigen selbst gemachten Bremsenwartung amortisiert.
Füllen von unten mit einer Spritze birgt das Risiko, dass es oben aus dem Behälter spritzt. Tesafilm über den offenen Behälter geklebt verhindert das und lässt einen zugleich nicht im Unklaren über den Füllstand. Bissl frei bleiben muss aber für Luft, sonst geht nichts hinein.
Auch mit einem
Stahlbus-Entlüftungsventil funktioniert das Entlüften über die oben beschriebene Kurzschlussleitung direkt in den Bremsflüssigkeitsbehälter. Auch da erspart die Methode eine gewisse Menge Bremsflüssigkeit und nachher das Reinigen der Gerätschaften.
Bei Stahlbus-Entlüftungsventilen erübrigt sich das sonst hilfreiche Eindichten mit Teflonband, weil an dem beweglichen Teil bereits eine Abdichtung mit einem O-Ring vorhanden ist.
Warum eindichten? Gewinde normaler Entlüftungsschrauben mit Teflonband eindichten verhindert, dass bei geöffneter Schraube Flüssigkeit über das Gewinde austritt und dass Luft ins System kommt. Das gilt für alle Entlüftmethoden. Bei geschlossener Schraube dichtet ihr Konus und für das Teflon ist der Job erledigt. Zwei Lagen Teflonband auf dem Gewinde erlauben mehrmaliges Öffnen und Schließen der Schraube um eine Vierteldrehung. Mehr Drehung ist nicht erforderlich.
Eindichten mit Teflonband ist bei so kleinen Gewinden eine handwerklich recht anspruchsvolle Aktion. Deshalb hier ein Beschrieb.
Gewinde aufrauhen. Mit einem feinzahnigen Sägeblatt rundum in Längsrichtung über das Gewinde kratzen. Das verursacht kleine Macken in der Oberkante der Gewindegänge, stört die Funktion des Gewindes nicht, lässt aber das Dichtband beim Einwickeln haften. Von der Rolle einen sechs Zentimeter langen Streifen Dichtband abschneiden. Der Streifen soll weder den Konus und die Bohrung bedecken, noch oben heraus schauen. Daher müssen wir ihn längs auf die halbe Breite zuschneiden. Die Länge des Streifens auf dem Bild reicht für zwei Schrauben.
Gewickelt wird entgegen dem Uhrzeigersinn, wenn man auf den Kopf der Schraube schaut. Hände und Schraube sollten sauber und trocken sein. Ein Ende des Streifens auf das Gewinde legen und mit einem Finger festhalten. Nach einer Umdrehung loslassen, weil das Ende von der nächsten Lage geklemmt wird. Es geht hier nicht um hohe Drücke, daher reichen zwei Lagen aus. Drei schaden nicht, bei vier wird das Einschrauben schwierig.
Beschaffung.
Teflonband gibt es beim Klempner um die Ecke und im Baumarkt in der Sanitärabteilung, aber leider nicht in Motorradläden. Auch für den Entlüftungsschlauch mit 5 mm Innendurchmesser ist der Baumarkt die richtige Adresse. Achtung auf die dort übliche Bemaßung, die oft den Außendurchmesser angibt. Papier-Küchentücher als Einmal-Putzlappen haben sich bewährt. Wo Bremsflüssigkeit dran ist, sofort zu entsorgen, ist empfehlenswert. Müllsäcke und Plastikeimer vertragen keine Bremsflüssigkeit, schwarze Baueimer schon, Finger weniger, da helfen Nitrilhandschuhe. Auch die gibt’s im Baumarkt, für 5 €/Paar.
Bitte dran denken: Was hier steht, ist nicht unbedingt allgemein gültig, aber es hat bei mir funktioniert.
Gruß von Eddie.