XJ600 51J / 3KN / 3KM
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Bremse vorne entlüften

14.07.2020, 07:01

Da bin ich grade beschäftigt mit. Klappt aber einfach nicht. Bremsflüssigkeit alt, entfernt, neue oben eingefüllt.
Mit Hebel oben pumpen, gedrückt halten und Schraube unten öffnen, mittels Schlauch die Luftblasen beobachten. Das funktioniert einfach nicht. Zuviel Luft drinnen, als dass man diese mit dem Bremshebel überhaupt verdichten könnte.
Jetzt meine Frage:
Will mir also so ein Entlüftungsgerät (mittels Unterdruck am Entlüftungsnippel) zulegen. Reicht hierfür so ein Handpumpgerät? Oder sollte es doch besser mit Kompressoranschluss sein?
Und wie funktioniert dieses eigentlich genau? Mit Kompressor Überdruck in die Entlüftungsflasche hineinpusten. Und das ergibt dann einen Unterdruck im Absaugschlauch? Richtig?
Vielen Dank schon wieder mal für eure Antworten

14.07.2020, 07:29

Wie das mit dem Kompressor funktioniert weiss ich nicht, aber es reicht ein Handgerät oder eine simple grosse Spritze mit einem Stück Schlauch. Damit unten an einem Entlüftungsnippel saugen so dass erstmal Flüssigkeit in die Bremspumpe und die Leitungen nach unten gesaugt wird. Dann den Schlauch auf den Nippel stecken und das andere Ende in einen Behälter und oben pumpen.

Das nächste Mal lässt du die Flüssigkeit im System, saugst nur oben aus dem Behälter die alte Flüssigkeit ab, füllst neue ein und pumpst die durch.

Re:

14.07.2020, 07:56

Ich habe zum einen das System mit der Flasche von Louis... nicht optimal.

Dann zusätzlich noch eines mit Hebel zum Pumpen von Amazon.

Funktioniert deutlich besser... Mann sollte nur nicht das billigste nehmen.

So 30€ darf es schon kosten... :idea:

14.07.2020, 07:58

Habe die Erfahrung gemacht, dass es einfacher ist von unten durch zu drücken als von oben zu pumpen, wenn die Leitung ganz leer war. So z.B. bei Umbau auf Stahlflex.
Prinzipiell aber eben wie vorher beschrieben: Nicht ganz leeren, sondern den alten Suddel mit sauberer Bremsflüssigkeit durchdrücken.
Spritzen gibt es bei uns bis 200ml in der Aphoteke. Als Schlauch kannst Du normalen Aquariumluftschlauch aus dem Baumarkt nehmen, der löst sich (bei mir) nicht auf. An den Enden eben ein wenig erwärmen und dan auf die Anschlüsse / Spritze draufschieben.
Grüße
Andreas

14.07.2020, 08:39

Sogar wenn das System komplett leer ist funktioniert die Füllung vom Bremssattel aus am einfachsten und schnellsten.
Ich hatte zuletzt die Bremssättel und die Bremspumpe überholt und Stahlflex montiert.

Dann mit einer Spritze aus der Apotheke (für Einlauf in die hintere Körperöffnung) und einem kurzen Schlauch durch den Entlüfter am Sattel Bremsflüssigkeit eingedrückt.
Vorher das Gewinde mit 3 Lagen Teflonband abgedichtet (nur das Gewinde nicht den Konus!)

Vorsichtig einfüllen sonst kommt ein Springbrunnen aus der Rücklauf Bohrung im Behälter an der Pumpe.

Zuletzt noch ganz normal entlüften am Bremssattel.

Materialkosten sind keine € 5,00 und das ganze ist in 30 Minuten erledigt.

Das eignet sich auch für den Wechsel dann muss nur die alte Flüssigkeit aus dem Behälter gesaugt werden.

Gruss Axel und bleibt Gesund!

14.07.2020, 09:14

Hallo Gurkenfahrer Andreas. So etwas habe ich mir auch irgendwie logisch gedacht. Ist doch besser, die leichtere Luft (im Vergleich zu B.flüss.) nach oben zu drücken, als ihr den "umständlichen" Weg über etwa 70 cm nach unten "zuzumuten". Jetzt, wo du es geschrieben hast, werde ich das mal als erstes probieren.

14.07.2020, 12:37

Hallo.
Wenn ich so Beschreibungen vom Bremsenfüllen und Entlüften lese, kommen mir die meistens ziemlich umständlich vor. Um vergleichen zu können, beschreibe ich einfach mal meine Methode, die ich schon mehrere dutzend mal angewendet habe, und bitte herzlich um Einwände/Vorschläge/Alternativen oder was auch immer.

Füllen: Ich dichte die Gewinde der Entlüftungsschrauben mit zwei Lagen Teflonband ein. Das erlaubt mir, sie eine Vierteldrehung zu öffnen, ohne dass am Gewinde etwas austritt. Dort unten fülle ich Bremsflüssigkeit mit einer 60-Kubik-Spritze und einem kurzen Schlauch ein, bis im Behälter oben ein wenig ankommt. Beim zweiten Bremssattel genauso, bis der Behälter etwa halb voll ist. Damit ist bereits der größte Teil der Anlage luftfrei.

Entlüften: Dazu schieße ich einen durchsichtigen Schlauch unten an und stecke das obere Ende in den Behälter, sozusagen als Kurzschlussleitung. Ein Draht im Schlauch hält das Ende im Behälter unter der Oberfläche. Nun beobachte ich beim pumpen mit dem Bremshebel, wie die Blasen im Schlauch vorbei kommen und im Behälter aufsteigen. Bei zwei Bremssätteln mache ich das abwechselnd links und rechts. Nach 20 bis 30 mal pumpen sind alle Blasen raus. Nun drehe ich den Entlüfter zu, mache den Schlauch weg, fülle den Behälter auf Sollstand und mache Membrane und Deckel drauf. Für die abschließende Dichtprobe spanne ich den Bremshebel mit einem Gummiband gegen den Druckpunkt und leuchte die ganze Anlage ab.

Vorteile der Methode: Kaum Verlust an Bremsflüssigkeit. Ich brauche nur das Anlagenvolumen von 60 bis 100 ml plus 20 ml Inhalt im Entlüftschlauch. Keine Sauerei und keine Reinigung von umfangreichen Gerätschaften hinterher. Putzlappen und der Meter 5er PVC-Schlauch im Wert von 1 Euro werden nach jeder dieser Aktionen entsorgt. Meine 60-ml-Spritze hat in der Apotheke 2,62 Euro gekostet und arbeitet nach 10 solcher Benutzungen immer noch.

Ich möchte ja niemand daran hindern, seine Bremsflüssigkeit zu erneuern, wenn das sein Gefühl verbessert. Aber das mache ich nie. Ich habe nach zwei Jahren immer noch unter 2% Wasser drin, und das sei okay, zeigt mein Tester an. Das heißt, meine Flüssigkeit muss nur neu, wenn sowieso eine Bremsenwartung fällig ist.

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15.07.2020, 08:54

Danke, Eddie, für diesen anschaulichen Beitrag!

Ich hatte mir auch schon mal eine dicke Spritze besorgt.
Wenn die aber gefüllt ist und ich damit dosiert spritzen wollte, hatte ich immer ein enormes "Losbrechmoment" und brauchte sogar beide Hände, bevor der Kolben sich in der Spritze bewegte
-> ergo spritzte es erstmal ordentlich los, wenn ich diesen Punkt plötzlich überwandt.... :oops: Mit feinfühliger Dosierung war da nix...

Also nutze ich weiter meinen Entlüfter von der Tante, gründlichs Auswaschen hinterher inclusive. :cry: https://www.louis.de/artikel/mityvac-br ... r=10010766
Kommt bei zwei Motorrädern in meinem Stall auch ja nur überschaubar häufig vor (ich mache das einfach immer vor dem TÜV, dann vergess ich die Intervalle nicht).


Interessant Deine Aussage über die geringe Wasseraufnahme der Bremsflüssigkeit.
Scheinen da etwas Lobbyinteressen hinter dem zweijährigen Wechselintervall zu stecken...? :roll:

15.07.2020, 10:33

netter Mann hat geschrieben:...Interessant Deine Aussage über die geringe Wasseraufnahme der Bremsflüssigkeit.
Scheinen da etwas Lobbyinteressen hinter dem zweijährigen Wechselintervall zu stecken...?
Soviel ich weiß, gibt es gar kein vorgeschriebenes Intervall für das Erneuern von Bremsflüssigkeit. In den Bedienungsanleitungen von Yamaha steht am Ende der Wartungsliste der bekannte Text, alle zwei Jahre die Innenteile von Bremssattel und Bremspumpe zu wechseln. Wobei die zwei Jahre bei der heute üblichen Nutzung von Freizeitmotorrädern nicht so ganz ernst zu nehmen sind. Das Thema hatten wir ja schon mehrmals. Dass dabei neue Bremsflüssigkeit rein muss, ist ja selbstverständlich. Aber nur und allein die Flüssigkeit zu wechseln steht nirgendwo. Ohne vorher mit dem Tester zu messen würde ich das auch nicht tun.

Klar ist natürlich auch, dass jeder was verkaufen will. Das merkt man schon daran, dass fast nur Literdosen Bremsflüssigkeit im Handel sind. Ich nehme den Viertelliter von TRW. Das reicht mir für zwei Bremsen, und den Rest gebe ich zurück. Der taugt eh nichts mehr, wenn er lange im Lager stand. Dass ich mit so wenig und ohne die üblichen Gerätschaften auskomme, kann auch keinem Händler gefallen.

Dein Handling-Problem mit den Spritzen hatte ich auch. Damals hatten sie in der Apotheke drei verschiedene Fabrikate. Hab ich gekauft, probiert, und die beste davon hatte dieses Slip-Stick-Problem weniger. Es ist auch kleiner mit einem Luftpolster in der Spritze.

Ein Stück klare Folie aus einer Blisterverpackung, in den Bremsflüssigkeitsbehälter geklemmt, kann helfen, beim Füllen Sauerei zu vermeiden, wenn es wegen schwergängiger Spritze etwas plötzlich kommt. Du siehst sofort, dass was da ist, es spritzt aber nichts raus. Eine nur wenig geöffnete Luftschraube dämpft ebenfalls den Füllvorgang.

15.07.2020, 10:58

Der taugt eh nichts mehr, wenn er lange im Lager stand.

Aber wenn die Flüssigkeit lange in der Bremse ist taugt sie noch?

Da Yamaha vorschreibt alle 2 Jahre die Leitungen zu wechseln wird logischerweise auch alle 2 Jahre die Flüsigkeit gewechselt. Obwohl, man könnte sie auch auffangen und wieder einfüllen...

Allgemein wird vorgeschrieben, alle 2 Jahre die Flüssigkeit zu wechseln. Da ist sicher reichlich Sicherheit drin aber alle 3 oder 4 Jahre, meinetwegen 5, sollte man die imho schon mal wechseln.

08.08.2020, 11:36

Also, ich wollte nur Vollzug melden. Hat prima geklappt mit der Spritze aus der Apotheke und von unten noch oben in den Behälter die Luft rausdrücken. Danke für den Tipp.

28.12.2021, 13:41

Moin ihr Bremsenschrauber.
Ich weise ja gerne auf die oben stehende Beschreibung meiner alternativen Methode hin, wenn das Thema Füllen & Entlüften mal wieder auftaucht. Jetzt hatte ich einige Rückfragen dazu, die ich hier für Alle beantworte.

Die beschriebene Methode funktioniert selbsverständlich auch bei separaten Bremsflüssigkeitsbehältern wie zum Beispiel an hinteren Bremsen. Wichtig ist immer, dass das Schlauchende in der Flüssigkeit ist und keine Luft bekommt.

Entlüftungsschläuche aus PVC mehrmals zu benutzen ist nicht empfehlenswert, weil sie durch die Einwirkung der Bremsflüssigkeit nach einiger Zeit so weich werden, dass sie nicht mehr auf dem Stutzen der Entlüftschraube haften.

Übrig gebliebene Bremsflüssigkeit im Originalbehälter würde ich nicht ohne Prüfung des Wassergehalts in das Bremssystem einfüllen. Schon garnicht, wenn sie bereits einige Jahre alt ist. Im Gegensatz zur Bremsanlage, die unter der Membrane nur eine sehr kleine Luftblase hat, ist im Behälter meist viel Luft, deren Wasseranteil in die Flüssigkeit gelangt sein kann. Dasselbe gilt für die Bremsflüssigkeit, die von einem herkömmlichen Entlüftungsvorgang im Marmeladenglas oder der Vakuumpumpe zurück geblieben ist. Lieber messen vor der weiteren Verwendung.

Bremsflüssigkeitstester kosten heute nicht mehr viel und sind schon nach einer einzigen selbst gemachten Bremsenwartung amortisiert.

Füllen von unten mit einer Spritze birgt das Risiko, dass es oben aus dem Behälter spritzt. Tesafilm über den offenen Behälter geklebt verhindert das und lässt einen zugleich nicht im Unklaren über den Füllstand. Bissl frei bleiben muss aber für Luft, sonst geht nichts hinein.

Auch mit einem Stahlbus-Entlüftungsventil funktioniert das Entlüften über die oben beschriebene Kurzschlussleitung direkt in den Bremsflüssigkeitsbehälter. Auch da erspart die Methode eine gewisse Menge Bremsflüssigkeit und nachher das Reinigen der Gerätschaften.

Bei Stahlbus-Entlüftungsventilen erübrigt sich das sonst hilfreiche Eindichten mit Teflonband, weil an dem beweglichen Teil bereits eine Abdichtung mit einem O-Ring vorhanden ist.

Warum eindichten? Gewinde normaler Entlüftungsschrauben mit Teflonband eindichten verhindert, dass bei geöffneter Schraube Flüssigkeit über das Gewinde austritt und dass Luft ins System kommt. Das gilt für alle Entlüftmethoden. Bei geschlossener Schraube dichtet ihr Konus und für das Teflon ist der Job erledigt. Zwei Lagen Teflonband auf dem Gewinde erlauben mehrmaliges Öffnen und Schließen der Schraube um eine Vierteldrehung. Mehr Drehung ist nicht erforderlich.

Eindichten mit Teflonband ist bei so kleinen Gewinden eine handwerklich recht anspruchsvolle Aktion. Deshalb hier ein Beschrieb.

Gewinde aufrauhen. Mit einem feinzahnigen Sägeblatt rundum in Längsrichtung über das Gewinde kratzen. Das verursacht kleine Macken in der Oberkante der Gewindegänge, stört die Funktion des Gewindes nicht, lässt aber das Dichtband beim Einwickeln haften. Von der Rolle einen sechs Zentimeter langen Streifen Dichtband abschneiden. Der Streifen soll weder den Konus und die Bohrung bedecken, noch oben heraus schauen. Daher müssen wir ihn längs auf die halbe Breite zuschneiden. Die Länge des Streifens auf dem Bild reicht für zwei Schrauben.

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Gewickelt wird entgegen dem Uhrzeigersinn, wenn man auf den Kopf der Schraube schaut. Hände und Schraube sollten sauber und trocken sein. Ein Ende des Streifens auf das Gewinde legen und mit einem Finger festhalten. Nach einer Umdrehung loslassen, weil das Ende von der nächsten Lage geklemmt wird. Es geht hier nicht um hohe Drücke, daher reichen zwei Lagen aus. Drei schaden nicht, bei vier wird das Einschrauben schwierig.

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Beschaffung.

Teflonband gibt es beim Klempner um die Ecke und im Baumarkt in der Sanitärabteilung, aber leider nicht in Motorradläden. Auch für den Entlüftungsschlauch mit 5 mm Innendurchmesser ist der Baumarkt die richtige Adresse. Achtung auf die dort übliche Bemaßung, die oft den Außendurchmesser angibt. Papier-Küchentücher als Einmal-Putzlappen haben sich bewährt. Wo Bremsflüssigkeit dran ist, sofort zu entsorgen, ist empfehlenswert. Müllsäcke und Plastikeimer vertragen keine Bremsflüssigkeit, schwarze Baueimer schon, Finger weniger, da helfen Nitrilhandschuhe. Auch die gibt’s im Baumarkt, für 5 €/Paar.

Bitte dran denken: Was hier steht, ist nicht unbedingt allgemein gültig, aber es hat bei mir funktioniert.
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