Mr.X - Die Geschichte.

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Beitragvon XJ-Eddie » 10.08.2018, 20:15

Freut mich, dass es auch dir gefällt, Jens. Aus meiner Zeit mit Mr.X habe ich noch etliche Fotos von den vielen Reparaturaktionen. Wenn ich mir die so anschau´, vielleicht kommen dabei noch ein paar Geschichten heraus.
Gruß von Eddie.
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Beitragvon XJ-Eddie » 18.09.2018, 17:45

Der Choke.

Der Choke ist bei der 550er keine einfache Sache und hat ein paar anfällige Stellen. Vor allem gibt’s da im Dauereinsatz einiges zu pflegen und zu reinigen. Bei meinem Täglich-rumfahr-Muli war ich in den sechs Jahren damit zwei mal gut beschäftigt. Er hat es mir mit Starts unter einer Sekunde gedankt. Nachbars neue Einspritz-Honda brauchte länger.

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Ich fange mal oben an. Der Hebel ist Wind und Wetter ausgesetzt und braucht öfter Schmierung. Ist schnell gemacht, Armatur lockern und nach oben drehen, Schraube lockern, mit einer Spritze Fett rein, wieder zu, Armatur ausrichten, fertig.

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Der Choke-Bowdenzug heißt in der Teileliste kurioser Weise Anlasserkabel, und das Originalteil sollte man nehmen, wenn ersetzen notwendig ist. Ein Billigzug hat nach einem Jahr aufgegeben, der Originale hielt fünf.

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Der Chokezug wirkt auf den Hebel, der eine Welle dreht und hinten eine Rückstellfeder hat.

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Auf der Welle sitzen Hebel, die die Chokeventile ziehen. Rechts ist so einer zu sehen. Demontage: Rückstellfeder aushängen, alle Hebelklemmungen auf der Welle lösen, Welle raus ziehen. Ventile raus schrauben.

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Nahaufnahme Chokeventil. Wichtig: Vor dem trennen der Ventilteile den Kopf reinigen. Dreck mordet sonst die Gummiführung. Abdichten tut die gummierte Unterseite des kolbenförmigen Teils in der Tiefe des Ventilsitzes. Wenn das Gummi nicht mehr glatt ist, braucht´s ein neues Ventil. Einen O-Ring sowieso.

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Versorgt werden die Chokeventile mit Luft aus dem oberen Bereich der Schwimmerkammern (blaue Pfeile) und Benzin aus der Tiefe selbiger (rot). In dem Messingröhrchen misch sich´s. Das Röhrchen ist eingepresst und ich habe noch keins heil heraus bekommen. Folglich ist das ein Fall für die Ultraschall-Badewanne. Hinterher das Innere mit Druckluft von allem befreien.

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Dies ist eine der hinterhältigsten Konstruktionen, die ich kenne. Man denkt, klar, die Düse ist am Messingröhrchen. Nix da. Unten in der Bohrung seitlich im Schwimmerkammerdeckel ist eine weitere Düse eingepresst. Bei montierter Schwimmerkammer ragt das Messingröhrchen in die Bohrung und saugt aus der Öffnung (Pfeil) Benzin. Reinigungsfähig ist die versteckte Düse je nach Verschmutzungsart mit Zitronensäure oder Aceton. Oder beidem nacheinander.

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Hinein geleuchtet. So winzig ist die Düse da unten drin. Hier bei einem anderen Modell gezeigt.

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Wenn endlich alles klappt: Der Austritt für das Chokegemisch ist stromabwärts der Drosselklappe, hier links oben.
Gruß von Eddie.
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Beitragvon XJ-Eddie » 26.04.2019, 12:23

Schwimmkurs für die Bremse.

Die beiden Schwimmsattelmodelle an der Vorderhand des treuen Esels können´s ganz gut, brauchen aber öfter mal etwas Schmierung. So lautet mein Fazit aus Mr.Xens vielen Dienstjahren. Wie an allen Wind und Wetter ausgesetzten Teilen verflüchtigt sich der Schmierstoff an den Stellen, die für das „Schwimmen“ der Sättel zuständig sind. Und wegen des ungemütlichen Einbauortes so nahe der Straße geschah das bei mir immer relativ schnell. Als besonders hinderlich für gute Funktion konnte ich das fehlen von Schmiere auf der Gleitfläche ausmachen, zwischen Sattel und Träger, auf dem Bild an der kupfernen Farbe erkennbar.

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An der mit einem aufgeclipsten Edelstahlblech geglätteten Fläche entlang soll der Bremssattel „schwimmen“ können, von dem einzelnen Bremskolben bewegt und von einem einzigen Bolzen axial geführt. Der kleine Plastikdeckel rechts oben hilft wenig gegen Spritzwasser. Alle paar Monate, je nach Wetter, habe ich mich damals nach dem Befinden von Bolzen und Flächen erkundigt. Im Schnitt hat sich das Aufmachen zweimal jährlich wirklich gelohnt. Bei ersten Mal bald nach Übernahme der gebrauchten Mobilie bot sich folgendes Bild.

Bild

Der kolbenseitige Belag völlig runter, auf dem anderen noch die Hälfte drauf. An beiden Sätteln das gleiche Verschleißbild. Das zeigt, der Sattel hat schon lange nicht mehr geschwommen und die halbe Fläche war für die Katz. Kein Wunder, dass es nur mittelmäßig gebremst hat. Das sollte nicht so bleiben mit den neuen Belägen.

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Der Bolzen, der die Beläge hält, ging noch recht leicht raus.

Bild

Beim Gleitbolzen war schweres Gerät zum Ausbau nötig. Schon klar, dass ein Gleitbolzen, der seinen Namen verdient, anders aussehen müsste.

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Auch und besonders dringend standen die Gleitflächen zur Behandlung an.

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Gleitbolzen und Belagführungsbolzen mit Schleifvlies bearbeitet und mit ein wenig Kupferpaste wieder eingebaut, ließen sich dann beim nächsten Service ohne schweres Werkzeug betätigen.

Bild

In den sechs Jahren und 60000 km habe ich einmal die Bremskolben und ihre Dichtungen erneuert, einmal nur die Dichtungen, aber mindestens ein Dutzend mal die Schwimmerei wieder in Gang gebracht. Trotzdem würde ich das nicht eine Schwachstelle nennen, denn ohne meine häufige Schlechtwetter-fahrerei hätte sie es bestimmt funktionierend bis zur nächsten Sechstausender-Inspektion geschafft.

Interessant noch nebenbei, beim originalen Belagsatz mit der Nummer 4W1W-0045-20 war damals ein Federblech sowie ein neuer Belagführungsbolzen mit neuer Fokkernadel enthalten. Die aktuelle Version Beläge Nummer 23WW-0045-02 kommt ohne jedes Zubehör.
Gruß von Eddie.
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Beitragvon Mmickey » 13.06.2020, 05:13

Hi Eddie,

schon lange nichts mehr so kurzweiliges gelesen :D

Fragen dazu:

- an allen meinen XJ klapperten die Sättel beim Überfahren von Unebenheiten, da die Gleitflächen zuviel Spiel hatten. War der Fall auch bei einer mit nur 10Tkm, Verschleiss konnte es daher nicht sein. Hatte mir seinerzeit mit dünnen Blechstreifen beholfen. Wie hattest Du das gelöst?
- Was ist mit Mr. X passiert, verkauft? Falls nicht, tue es nicht. Du wirst Dich später ärgern, sie nicht wieder aufgebaut zu haben, und wenn es nur zum Anschauen ist. Aus dem Grund steht immer noch eine XJ550 bei mir, obwohl keine 1000km im Jahr zusammen kommen, andere Zweiräder sind deutlich bequemer, Fahrtechnisch eh überholt. Aber bildschön ist sie und strahlt ewiges Leben aus :)

Gruss
Mmickey

Gruss
Mmickey :) :) :) :) :D
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Beitragvon XJ-Eddie » 13.06.2020, 08:07

Moin Mmickey.
Ich hatte sie damals zunächst wenig gefahren, die vernachlässigte Maschine, sodass mir das Geklapper nicht aufgefallen war. Dann, nach der Runderneuerung der Bremsen, gab es auf meinen täglichen Wegen nur eine einzige Stelle mit Pflastersteinen, wo es klapperte. Nach dem Spruch „Klappern gehört zum Handwerk“ für mich kein Grund, sofort zu handeln. Erst nach der Lektüre einiger Forenbeiträge mit dem Thema schaute ich da etwas genauer nach. Bei mir waren es wohl die Beläge gewesen, die klapperten. Auf den Federblechen, die hinter den Belägen sitzen, sind zwei kleine Laschen, die die Federn gegen das Sattelgehäuse abstützen. Nachdem ich die etwas hoch gebogen hatte war das Geräusch weg. Nur der Belaghaltebolzen ging schwerer hinein, sonst war alles wie gehabt. Vielleicht kann ich noch ein Bild von dem bearbeiteten Teil nachreichen.
Gruß von Eddie.
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Beitragvon Mmickey » 13.06.2020, 12:25

Interessant, ggf. erreicht man damit, dass damit mehr Druck auch die Gleitstellen ausgeübt und das Klappen unterbunden wird ... ?!

Aber - hast Du Mr.X oder dürfte er gehen? ;-)
Mmickey
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Beitragvon toni433 » 13.06.2020, 14:38

hast du eigentlich mal die Simmerringe der Drosselklappen der Vergaser mal gewechselt?
Ich habs gemacht. Also der Unterschied zwischen Alt und Neu ist gravierend. So wie die alten ausgesehen haben, sind wahrscheinlich alle Simmerringe der XJ fertig und geschrumpft. Also, wenn du das nächste mal den vergaser auseinander reisst, mach das mit.
Gruss Toni
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Beitragvon Zitteraal » 13.06.2020, 16:10

@ Toni

Hast du sie tatsächlich gewechselt?
Dann bin ich ja mal gespannt ob die auch wieder 30 Jahre halten.
Meine liegen ja leider immer noch im Regal.
Gruß Ralf

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Beitragvon toni433 » 13.06.2020, 17:29

Ja.. Und es war alleine vom anschauen ein grosser unterschied. Die Wellen gingen dann auch stramm rein. Nächsten Samstag wird der neue vergaser bei Jörg eingebaut. Ich werde berichten. :D
Gruss Toni
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Beitragvon XJ-Eddie » 13.06.2020, 21:05

@ Mmickey, 2017 habe ich mein Tagesgeschäft auf ein zehn Jahre jüngeres Täglich-rumfahr-Moped umgestellt, und Mr.X ging 2018 von mir. Was die Bremse angeht, habe ich keine These, woran das Klappern genau gelegen hat. Ich habe damals nur dies und jenes probiert.

@ Toni, ich habe tatsächlich mal solche Gummis an den Drosselklappenwellen eines Mikuni BS 36/4 ausgetauscht. Die hatte ich von motorradbay bekommen. Die alten waren nach hunderttausend km so ausgeleiert, dass man durch den Spalt Licht sehen konnte. Leider kann ich momentan keine Fotos zeigen. Was weiter daraus geworden ist, weiß ich nicht, hatte nur die Gaser bei mir. Ich habe nichts mehr davon gehört, was immer ein gutes Zeichen ist. Bestimmt werde ich das bei meinen nicht prophylaktisch machen, solange sie dicht sind. Schön, dass du damit Erfolg hattest.
Gruß von Eddie.
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Beitragvon WeDoTheRest » 14.06.2020, 08:30

Willst Den nicht, mit Grundeinstellung, schon mal einbauen? :D
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Gruß, Jörg
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Beitragvon WeDoTheRest » 14.06.2020, 08:33

Toni und ich haben die Dichtungen auch von Motorradbay. Kamen sehr schnell.
Ich bastel ja gerade einen Doppelvergaser aus einer 650er Bank für meine kleine Kawa.
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Beitragvon XJ-Eddie » 14.06.2020, 12:19

WeDoTheRest hat geschrieben:Willst Den nicht, mit Grundeinstellung, schon mal einbauen? :D
Was meinst du, Jörg? Bist du sicher im richtigen Thread?
Gruß von Eddie.
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Beitragvon WeDoTheRest » 14.06.2020, 19:04

Das ging an Toni. :D
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Beitragvon rama56 » 17.06.2020, 18:34

Hallo Eddie, dass stille Lesen von mir bekommst Du ja nicht mit. Durch Deine Lektüren habe ich einiges gelernt und mir sind einige unerwünschte Erfahrungen erspart geblieben. Einiges habe ich direkt umsetzten können. Ich meine jetzt nicht ausschließlich dieses Thema, sondern die Hinweise insgesamt. Dafür besten Dank... Gruß Rainer
Wenn wir nicht ganz wir selbst sind, wahrhaft im gegenwärtigen Augenblick, verpassen wir alles.
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