Die Kupplung
Auch wenn Mr.X sechs Jahre lang meinen Fahrdienst ohne große Katastrophen versah, ganz ohne Zwischenfälle war die Zeit dann doch nicht.
Ab Kilometerstand 115-tausend gab es zunehmend ein ungutes Geräusch jedes mal bei ausgerückter Kupplung. Ein schwer beschreibbarer Mix aus mahlen und schleifen. Um das Risiko eines größeren Folgeschadens zu vermeiden, nahm ich Mr.X aus dem täglichen Dienst. Den übernahm ein jüngerer Nachfolger. Bei mehr Muße begann ich, nach der Ursache zu forschen, stellte die Räder auf ein Brett, das Moped auf seinen Seitenständer. In der neuen Schräglage konnte ich den Kupplungsdeckel aufschrauben, ohne dass das Öl heraus lief.
Es war gar nicht so einfach, das Ausrücklager als Übeltäter zu entlarven. Man sah den winzigen Röllchen nichts an. Erst drehen mit Druck deckte seine Schwäche auf. Es kam ein Neues und eine neue Anlaufscheibe. Die Lauffläche an der Zahnstange ließ ich beim Dreher glätten, um mir ein 100-Euro-Neuteil zu ersparen. Es funktionierte, wie sich später zeigte.
Nun mache ich ja nicht einfach ein einmal geöffnetes Gehäuse wieder zu, nur um schnell fertig zu sein. Nein, da muss schon alles an Erkenntnissen her, was die Aktion hergibt.
Links ist das Labyrinth, ein Ölabscheider, der von Gasen aus der Kurbelgehäuselüftung durchströmt wird, bevor diese in den Luftfilterkasten gelangen. Das war von ein wenig Ölschlamm zu reinigen. Nix schlimmes. Rechts oben das Zahnrad sitzt auf der Zwischenwelle, die per Zahnkette von der Kurbelwelle angetrieben wird. Im Inneren sind da auch Starterkupplung und Generator drauf.
Das Belägepaket habe ich natürlich auch heraus genommen. Die Reibscheiben waren alle noch über 2,9 mm dick, der Grenzwert ist 2,8 mm, neue haben 3,0 mm. Auch die Stahlscheiben zeigten keinen allzu großen Verschleiß. Die krumme ist eine Federscheibe. Das muss so.
Die Kupplungsdruckfedern hatten die noch zulässige Länge von 41 mm. Verstärkte wollte ich nicht.
Auch die Verschleißspuren an Kupplungskorb und -nabe, alles noch im Rahmen. Auf fallen die Spuren auf den Stahlscheiben. Wahrscheinlich stand die Maschine lange Zeit ungenutzt mit altem Motoröl. Das enthält Säure und kann Rost verursachen.
So nebenbei: Links die Schaltmechanik, die Schaltwelle kommt von drüben vom Schalthebel. Rechts der Ölpumpenantrieb, hinter dem Zahnrad das Ölpumpengehäuse.
Jetzt ist aber Zeit, alles wieder zusammen zu bauen.
Da hinten gehört die Drahtfeder hin.
Nach Werksangaben und Auskunft meines Lieblings-Meisters gehören die Einzelteile in dieser Reihenfolge montiert.
1... schmaler Ring
2... Federscheibe
3... Stahlscheibe mit Innenverzahnung ohne Nase
4... Drahtfeder
5... 1.Reibscheibe mit Außenverzahnung
6... 1.Stahlscheibe mit Innenverzahnung und einer äußeren Nase
das Paar 5mal gesamt
die äußeren Nasen versetzt einbauen
7... Reibscheibe MCA
8... Ring mit 3 inneren Nasen
9... 6.Stahlscheibe
10... 6.Reibscheibe
11... 7.Stahlscheibe
12... 7.Reibscheibe
13... Druckplatte mit Federn, Ausrückzahnstange und Ausrücklager
14... Gehäusedeckel mit ganz rechts gedrehtem Ausrückhebel
Im „Bucheli“ Band 5086 sieht die ganze Kupplungs-Füllung etwas anders aus. Entweder hat es irgendwann eine Änderung gegeben. Oder, wie ich vermute, die Abbildung ist eine falsche. Wie auch die Kurbelwelle ein paar Seiten weiter.
Mr.X hat die Version, die ich bei cmsnl.de gefunden hatte:
https://www.cmsnl.com/yamaha-xj550r-sec ... _kCxh-ZOUk
Fazit:
Bleib nicht immer mit gezogenem Kupplungshebel an roten Ampeln stehen. Oder akzeptiere, dass das Ausrücklager nicht ewig hält.